Geschichte


Die heutige Askania-Burgundia gründete sich im Jahre 1853 als katholischer Leseverein und war als solcher Treffpunkt für Katholiken im protestantischen Berlin. Durch das Wirken des damaligen Vorsitzenden des Vereins und späteren Reichskanzlers Georg Freiherr von Hertling wandelte sich der Leseverein schon bald in einen katholischen Studentenverein. Durch das Bestreben Hertlings gründeten sich weitere katholische Studentenvereine, die sich 1866 in dem „Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine“ (KV) zusammenschlossen.
 
 
Georg von Hertling als Student
Georg von Hertling als Student

Im Jahre 1881 musste sich der Studentenverein aufgrund des Berliner Hochschulgesetzes aufspalten, da dieses vorsah, dass eine Korporation nur an einer Hochschule tätig sein durfte. Somit verblieben die Studenten der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute HU) in der Askania, die Studenten der Königlich Technischen Hochschule (heute TU) gründeten die Burgundia neu.

 

Die so entstandenen zwei Vereine teilten sich weiterhin ein gemeinsames Haus in der Englischen Straße 13, allerdings mit zwei unterschiedlichen Hauseingängen. Anfang des 20. Jahrhunderts schafften Askania und Burgundia ein Ambiente auf dem Haus, in dem ranghohe Politiker und Kleriker ein- und ausgingen. Höhepunkt war das 75. Stiftungsfest der Askania, bei dem es unter anderem gelang den damaligen Apostolischen Nuntius Eugenio Pacelli, späterer Papst Pius XII., als Ehrenmitglied in die Askania aufzunehmen.

Ehrenmitglied Papst Pius XII.
Ehrenmitglied Papst Pius XII.
 
 
In der NS-Zeit wurde die Askania, welche sich damals unter der Leitung von Kurt Georg Kiesinger befand, wie die Burgundia und alle anderen KV-Vereine, verboten und aufgelöst. Während der ersten Jahre der NS-Zeit fungierte das Vereinshaus in der Englischen Straße in Charlottenburg weiterhin als Treffpunkt für die KVer in Berlin. Es wurde letztendlich im Zuge der Bombardierungen Berlins völlig zerstört.
 
Während des zweiten Weltkrieges engagierten sich diverse KVer im Wiederstand gegen den Nationalsozialismus. Besonders erwähnenswert ist hierbei unser Mitglied Josef Wirmer, welcher im Schattenkabinett der Widerstandsgruppe des 20. Juli um Claus Graf Schenk von Staufenberg als Justizminister vorgesehen war. Wirmer bekannte sich noch bei seinem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof klar zum KV.
 
 

Nachdem sich die Askania nach dem Zweiten Weltkrieg reaktiviert hatte, konnte das alte Korporationshaus in Charlottenburg, welches durch den Krieg dem Erdboden gleich gemacht worden war, schließlich durch das 1959 erworbene Haus in Dahlem ersetzt werden. Es befindet sich nur unweit der neu gegründeten Freien Universität.

Heinrich von Brentano auf dem Askanenhaus
Heinrich von Brentano auf dem Askanenhaus
 
 
Zur Einweihung im Jahre 1962 hielt Kartellbruder und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland Heinrich von Brentano die Festrede zum Thema: „Der Einfluß [sic!] der Europäischen Integration auf die politische Entwicklung in der Welt“.
Nachdem die Burgundia sich zwischenzeitlich in Stuttgart wiederbegründete verzog es diese wieder nach Berlin. Aufgrund der reichhaltigen gemeinsamen Geschichte fusionierten die beiden Vereine im Jahr 1981 – genau 100 Jahre nach der Trennung – zu Askania-Burgundia.
 
 

Im Laufe seiner reichen Geschichte konnte die Askania-Burgundia insgesamt fünf deutsche Kanzler in seinen Reihen als Mitglieder aufweisen (Hertling, Marx, Brüning, Adenauer, Kiesinger). Noch heute sind die Mitglieder bedacht in ihrem öffentlichen Engagement und ihrem Auftreten dieser ehrwürdigen Geschichte gerecht zu werden.

Festredner Helmut Kohl beim 150. Stiftungsfest
Festredner Helmut Kohl beim 150. Stiftungsfest *
 
 
Insbesondere zeichnen sich unsere aktiven Mitglieder gegenwärtig durch ihre Internationalität und durch ihre vielfältigen akademischen Hintergründe aus. In den vergangenen Semestern nahmen wir Studenten aus Frankreich, England, Italien, Polen, Mexiko, Syrien, den USA u.v.m. als Mitglieder bei uns auf.
 
*Quelle: „Akademische Monatsblätter“ - Ausgabe September 2003